Tag5-2 / 28. Okt – Amanita Retreats & Ganzheitliche Begleitung: Interview Zusammenfassung mit Marlene Ertlmaier

Tag 5 – Amanita Online Kongress 2025: Wild, weich & wahrhaftig – im Gespräch mit Marlene Ertlmaier

Datum: 28. Oktober 2025 | Kategorie: Amanita Retreats & Ganzheitliche Begleitung

Vom Aktivismus zur Heilarbeit – und der Ruf der Fliegenpilzin

Marlene Ertlmaier ist Autorin eines Fliegenpilz-Buches und arbeitet heute in der Körperarbeit und insbesondere in der Schoßraumbegleitung. Nach Jahren politischen Aktivismus’ kehrte sie – begleitet von Traumaintegration und Nervensystemregulation – zu einer ganzheitlichen Heilarbeit zurück. Der Wendepunkt: 2020, in einer Umbruchszeit, träumt sie in ihrer Jurte am Waldrand von Amanita muscaria. Am Morgen: vier Fliegenpilze auf dem Pfad, vom „Ei“ bis zum großen Hut. Synchronizität deluxe – und der Beginn einer tiefen Beziehung.

Die Weisheit der Zyklen – Dunkelheit, Licht und heilige Ambivalenz

Für Marlene ist die Fliegenpilzin eine Schwellenhüterin: Sie erinnert an Kreisläufe von Werden und Vergehen, an das Paradoxe und Ambivalente, das zum Lebendigsein gehört. Ihre Buchseiten verbinden persönliche Erfahrungen, Mythologie und praktische Anwendungen – von Nervensystemregulation bis Körperbewusstsein – und spannen den Bogen zur Erdverbundenheit: Wer den eigenen Körper würdigt, findet leichter zurück in Beziehung mit Mutter Erde.

Schoßraumprozesse – bezeugen statt überfahren

Marlene arbeitet mit „Weibern“ (bewusst gewählt) in einem freien, achtsamen Beziehungsraum. Der Schoßraum sei nicht nur ein Organ, sondern ein energetisches Netz, das Ahninnen-Wissen, Wunden und Kraft hält. Erst kommt das Bezeugen, dann – wenn stimmig – die Begleitung mit Amanita. Bevorzugt in Mikrodosierung über drei Monate: sanft, nervensystemsicher, integrativ. Höhere Dosen und Zeremonien entstehen nur aus Reife, Wunsch und sicherem Rahmen heraus. Ihr Credo: Selbstwirksamkeit statt Show – und keine Retraumatisierung durch „Overwhelm“.

Mikrodosierung, nicht Machbarkeit – warum langsam oft schneller ist

Amanita entzieht sich linearen Rezepten. Dosis und Form sind individuell; manchmal führt eine Mikrodosis tief, eine hohe Dosis bleibt still. Gerade bei Überreizung, PTSB oder Hormon- und Entgiftungsthemen ist der längere Prozessweg stimmig: das System lernt, integriert, reguliert – und schreibt innere Geschichten neu. Ein liebender Spiegel statt „One-Night-Enlightenment“.

Heckenwerk & Basiscamp – Beziehungskosmologie statt Konsumspiritualität

Gemeinsam mit Mela Kühnlein und Raphael Terhedebrügge (Heckenwerk) wirkte Marlene am Fliegenpilz Basiscamp mit: Lager aufbauen, Feuer hüten, Träume teilen, somatische Praxis – mehrere kleine Zeremonien statt einer großen Schockwelle. Ziel: Beziehungskultur üben – zum eigenen Kern, zur Gruppe, zur Natur. Denn: „Myzel“ ist mehr als ein Bild; es ist eine Praxis gelebter Verbundenheit.

Von der Wunde zur Wurzel – kollektive Heilung denken

Marlene erinnert an kollektive Traumata (u. a. Hexenverfolgung) und plädiert für Selbstermächtigung jenseits alter Helferrollen. Heilung ist Beziehungsarbeit: mit uns, miteinander, mit dem großen Geflecht des Lebens. Der Fliegenpilz ist dabei keine „Rettungspille“, sondern eine weise Verbündete mit Humor, Liebe und Klarheit.

Essenz

„Die Kraft für Transformation liegt im Untergrund“ – im Myzel wie im Schoßraum. Wer sich dem Dunklen zuwendet, findet den Weg ins Licht. Und manchmal beginnt alles mit vier Pilzen auf einem Waldpfad und der Erinnerung, dass wir nie allein sind.

Weiterführende Links

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